Volkstrauertag

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Gedenk- und Feiertage

Jährlich am 2. Sonntag vor dem 1. Advent

Nach dem Fall der Mauer beschloss die Bundesregierung, die Neue Wache in Berlin-Mitte - ein klassizistisches Bauwerk von Karl Friedrich Schinkel aus dem 19. Jahrhundert - zur "Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" zu erklären.

Die Einweihung erfolgte nach ihrer Restaurierung am 14. November 1993.

Seitdem wird hier jedes Jahr am Volkstrauertag (2. Sonntag vor dem 1. Advent) der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. In einem schlichten Zeremoniell werden durch den Bundespräsidenten und die Repräsentanten der anderen Verfassungsorgane des Bundes Kränze niedergelegt.

Der Volkstrauertag hat eine lange und bewegte Vergangenheit. Seit 1924 veranstaltet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) jährlich die zentrale Gedenkfeier. Ziel des Volkstrauertages war zunächst die Wahrung und Pflege des Gedenkens an die Millionen von Kriegstoten des Ersten Weltkrieges. Die vorübergehende Ablösung durch den "Heldengedenktag" in den Jahren 1934 bis 1945, der jährlich im März stattfand, vermochte an der ursprünglichen Sinngebung des Volkstrauertages nur wenig zu ändern. Anfang der 50er Jahre wurde er in der damaligen Bundesrepublik erneut eingeführt. Er wird seitdem als besonderer Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und der Gewaltherrschaft alljährlich wieder im November begangen. Der VDK als Träger zahlreicher Veranstaltungen wird hierbei von Bund und Ländern unterstützt. So hat beispielsweise der Präsident des Deutschen Bundestages die Schirmherrschaft für die zentrale Gedenkfeier des VDK im Plenarsaal des Deutschen Bundestages übernommen.

Am Volkstrauertag werden bundesweit die obersten Bundesbehörden und ihre Geschäftsbereiche sowie die Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht von Bundesbehörden unterstehen, halbmast beflaggt.

Neue Wache in Berlin als zentrale Gedenkstätte

Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl gab zur Einweihung der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland in der Neuen Wache Berlin am Volkstrauertag, dem 14. November 1993, folgende Erklärung ab:

"Die Neue Wache in Berlin ist künftig der Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Als Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland ist sie wichtiges Symbol des wiedervereinigten Deutschland und seiner von Würde, Wert und Recht des Menschen bestimmten freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes. Die Bundesregierung hat für diese staatliche Gedenkstätte die Skulptur "Mutter mit totem Sohn" von Käthe Kollwitz auch deshalb ausgewählt, weil Werk und Schaffen dieser großen Künstlerin untrennbar mit einem Staatswesen verbunden sind, das sich stets und ständig diesen Grundlagen verpflichtet weiß. Die Erinnerung an den Tod von Millionen unschuldiger Menschen mahnt jeden einzelnen von uns, immer und überall aktiv für unsere freiheitliche Demokratie einzutreten, sie entschlossen gegen ihre Feinde zu verteidigen und ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Völkern mit aller Kraft zu fördern. Es gehört zu unseren vornehmsten Aufgaben, diese Einsichten an die nachwachsenden Generationen weiterzugeben, damit die schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit sich niemals wiederholen."